Presseresonanz auf Genossenschaftsgründung

In ihrer Sonderbeilage zum "Jahr der Genossenschaften" berichtete die Morgenpost  am 25.6.2012 über die Planergemeinschaft Kohlbrenner eG.

Morgenpost, 25.6.2012

"Mediatoren der Veränderung - Die Planergemeinschaft Kohlbrenner hat sich als Genossenschaft neu erfunden

von Jens Kohrs

Wer sie ruft, will etwas verändern oder steckt bereits mitten drin in einer Veränderung. Das Team der Planergemeinschaft Kohlbrenner kommt immer dann zum Einsatz, wenn sich Berlin wieder einmal wandelt, wenn die Stadtentwickler neue Konzepte verwirklichen wollen oder wenn Bürger informiert und beteiligt werden sollen. Mittlerweile hat die Planergemeinschaft rund 600 Projekte in der Stadt- und Raumplanung begleitet.
Die jüngste einschneidende Veränderung betrifft sie selbst: Zwar gibt es die Gemeinschaft seit mittlerweile 40 Jahren, doch vor kurzem hat sich ihre Unternehmensform grundlegend geändert. Im April hat Firmenchef und -gründer Urs Kohlbrenner das Unternehmen an seine Mitarbeiter verkauft, und die haben dafür eine Genossenschaft gegründet. 17 der 24 Beschäftigten haben mindestens einen Genossenschaftsanteil erworben und sind so zu Mitunternehmern geworden – vom Projektleiter bis zur Sekretärin.

„Die Genossenschaft schien uns die ideale Lösung, denn im Grunde haben wir uns in den vergangenen Jahren alle auf derselben Hierarchieebene gefühlt“, erklärt Ursula Flecken, die den vierköpfigen Vorstand der jungen eG führt: „Als Urs Kohlbrenner erklärte, er wolle sich aus der Firmenleitung zurückziehen, war schnell klar, dass wir das Unternehmen gemeinsam weiterführen wollten.“ Die Identifikation mit dem Büro sei dadurch sogar noch gestiegen: „Wer sich mit eigenem Geld an einem Unternehmen beteiligt, denkt danach anders“, sagt Flecken: „Das Engagement und die Bereitschaft, sich einzubringen und Verantwortung zu übernehmen, sind spürbar höher.“
Ihren Schwerpunkt hat die Planergemeinschaft auf die Quartiersentwicklung und die Betreuung von Großsiedlungen wie dem Falkenhagener Feld in Spandau gelegt. „Wir kümmern uns um den öffentlichen Raum“, sagt Flecken. Was passiert auf den Verkehrsflächen? Wie werden Plätze gestaltet? Wie lässt sich die soziale Infrastruktur mit Schulen, Kitas und Einrichtungen für die Stadtteil-Kultur verbessern? „Unsere Philosophie ist, öffentlichen Raum so zu gestalten, dass er dem Aufenthalt der Menschen dient und nicht nur Verkehrsraum ist“, sagt Flecken. Apropos Menschen: Damit die Konzepte nicht nur am grünen Tisch entstehen, hat sich das Team insbesondere der Bürgerbeteiligung verschrieben: „Wir organisieren, dass die Meinung der Betroffenen in die Stadtentwicklung einfließt“, betont Flecken. Aktuell kümmert sich die Gemeinschaft zum Beispiel auch um die Bürgerbeteiligung für das Tempelhofer Feld, wo eine Parklandschaft und neue Bebauung geplant sind: „Zunächst bis Ende des Jahres sind das nexus Institut und wir im Auftrag von Grün Berlin die neutralen Mediatoren“, erklärt Ursula Flecken. Drei große Bürgergespräche haben bereits stattgefunden, und die seien recht turbulent gewesen: „Uns ist ziemlich viel Wut entgegen geschlagen, weil die meisten Bürger sich bislang wenig beteiligt gefühlt haben.“ Das soll jetzt anders werden – denn es ist genau das, was Ursula Flecken an ihrem Beruf liebt: „Wir haben immer mit sehr unterschiedlichen Menschen zu tun und müssen viele Meinungen unter einen Hut bringen.“ In der Weddinger Müllerstraße zum Beispiel läuft das perfekt. Dort hat die Planergemeinschaft für den Bezirk Mitte seit 2010 das Geschäftsstraßenmanagement übernommen und bereits zahlreiche Händler überzeugt, sich gemeinsam für den Standort stark zu machen.

Die meisten Kunden des Büros sind öffentliche Auftraggeber wie der Berliner Senat und die Bezirke, aber auch Projekte in Brandenburger Gemeinden, anderen deutschen Städten und einigen osteuropäischen Ländern stehen auf der Referenzliste. Dafür arbeiten in der Genossenschaft Stadt- und Regionalplaner, Landschaftsplaner, Immobilien-Experten, Architekten und Politologen in interdisziplinären Teams zusammen: „Wir bieten die gesamte Palette aus einer Hand an“, betont Ursula Flecken. Das heißt, Projekte können bis zur Umsetzung begleitet werden – damit sich auch wirklich etwas verändert."